Dienstag, 1. November 2016

Braunschweiger Lauftag: Mein erster Halbmarathon

Da war er also endlich: der große Tag. Seit Monaten war ich nun angemeldet für meinen ersten Halbmarathon, hatte ohne allzu konkreten Trainingsplan, dafür aber mit viel Selbstdisziplin trainiert. Ausgeguckt für die Premiere hatte ich mir nicht Berlin, München, Köln oder Hamburg sondern meine Heimatstadt Braunschweig. Die Veranstaltung hat zwar schon ein wenig Tradition (2016 war es die 16. Ausgabe) ist aber von der Teilnehmerzahl übersichtlich und von der Atmosphäre her familiär geblieben. Insgesamt halt einfach nett. 1.800 Teilnehmer insgesamt machten sich in diesem Jahr auf die verschiedenen Kurse über 5 km, 10 km, den Halbmarathon und die volle Marathondistanz. Auch einen Kinderlauf über 500 m gab es für die Kleinsten. Die meisten Teilnehmer mit 738 Startern hatte der Halbmarathon aufzuweisen, für den es zwei Startzeiten um 10 Uhr und um 11 Uhr gab. Ich hatte mich bei meiner Anmeldung für den späteren Start entschieden, um noch ausgiebig frühstücken zu können ohne dabei zu nachtschlafener Zeit schon raus zu müssen, denn: Ohne Frühstück, ohne mich!

Soweit die Fakten und die graue Theorie, denn schon um kurz nach 4 Uhr war die Nacht vorbei. Einmal aufgewacht ging ich im Kopf schon die Strecke durch, überlegte wo Steigungen waren, wie ich die Schuhe binden wollte, dass ich die Startnummer nicht vergessen durfte... Premierenfieber! Ich hielt es noch eine ganze Weile im Bett aus, dann Brötchen holen, 2 davon mit Süßkrams belegt vertilgen, die Sachen packen und noch fünfmal kontrollieren, ob alles dabei ist - und los gehts!

Wir wohnen nicht weit von Braunschweig entfernt, die Anreise dauerte nicht mal eine halbe Stunde. Start und Ziel lagen auf dem Kohlmarkt mitten in der Braunschweiger Innenstadt. Dementsprechend waren dort auch die Verpflegungsstände, Bühne etc. zu finden. Als ich eintreffe stehen die Starts der 5 und 10 km Läufer gerade bevor.

Ich lasse den Kohlmarkt links liegen und gehe einige hundert Meter weiter zum Martino-Katharineum. Duschen, Umkleiden und die Taschenabgabe für den Lauf sind dort in der Sporthalle des Gynasiums untergebracht. Nach dem Umziehen bleiben noch 30 Minuten Zeit bis zum Start. Die Spannung steigt langsam, die Nervosität auch. Ich schlendere zurück zum Start-Ziel-Bereich. Die Läufer der Strecke über 10 km trudeln nach und nach im Ziel ein, die Teilnehmer beklatschen, dehnen, ein paar Schritte laufen. Noch 15 Minuten. Ich mache mich langsam warm, dehne Oberschenkel und Achillessehne ein wenig. Nochmal kontrollieren, ob alles sitzt, die Musik läuft (Ohrstöpsel waren angeschlossen, blieben aber griffbereit verstaut), die Uhr ist startklar, die Gels (ich hatte 2 eingesteckt) sind da, wo sie sein sollen.

Es geht zum Start: Ich sortiere mich diesmal nicht, wie sonst immer, relativ weit hinten, sondern am Ende des vorderen Drittels ein. Die letzten Minuten verrinnen, ein organisiertes Warm-Up gibt es nicht, die Durchsagen des Moderators sind im Gemurmel nicht zu verstehen, plötzlich der Countdown... 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1. Und ab die Post!

Der Start ist flott, schon nach wenigen Metern kommt man ohne langes Geschiebe ins Laufen, schon nach 100 m die erste 90°-Kurve, kurzes Abbremsen (das letzte für die 21,1 km) und jetzt Tempo. Und das ist gleich zu Anfang für meine Verhältnisse hoch: Die Pace liegt bei 5:05 Min/km, ich will gesund ankommen und insgesamt unter 2 Stunden bleiben. Dafür hatte ich mir vorher eine durchschnittliche Pace von 5:30 zurechtgelegt. Kurz der Gedanke: Du bist zu schnell! Zählt jetzt nicht: Ich fühle mich sehr gut, wir kommen am Rathaus vorbei, laufen über den Schloßplatz, um das Schloß herum Richtung Staatstheater, dann an der Oker entlang.

Bei Kilometer 2 überqueren wir die Oker, es geht ins so genannte Östliche Ringgebiet, Braunschweigs beliebteste (und teuerste) Wohngegend. Feuchtes Laub bedeckt das Kopfsteinpflaster, immer schön aufpassen, zum Glück kein Regen. Ich bin eingelaufen, fühle mich super, es läuft wie am Schnürchen. Das Tempo pendelt sich jetzt und auf den folgenden Kilometern bei 5:15 bis 5:20 ein.

Die Strecke ist echt schön, das Wetter angenehm, die Herbstfarben leuchten. Nach dem Östlichen Ringgebiet geht es am Prinz-Albrecht-Park entlang und am Nußberg (Braunschweigs höchster Hügel) vor in Richtung und durch Riddagshausen. Danach wird die Umgebung beliebiger: Es geht auf Fuß- und Radwegen durch die zahlreichen Kleingartenvereine, anschließend auf offenes Gelände in Richtung B1. Nach einem scharfen Knick laufen wir jetzt am Radweg die B1 in Richtung Braunschweig zurück, um dort in einen Radweg einzubiegen, der dem Verlauf der A39 folgt.

Ich denke zum ersten Mal darüber nach, wann das Gel dran ist und entschließe mich, es kurz vor dem zweiten Verpflegungspunkt bei km 10 zu nehmen. Ich fühle mich nach wie vor gut, will aber damit auch nicht warten bis es nicht mehr geht. Das Tempo bleibt unverändert, kippt aber nach 12 bis 13 km in Richtung 5:30. Ich spüre langsam wie die Beine müder werden, kann noch etwas zulegen, will aber auch nicht alles raushauen. Ich pendele mich bei 5:25 ein.

Mittlerweile sind wir am Autobahnkreuz BS-Süd und es geht in Richtung Südsee, der noch umrundet werden will. Die Müdigkeit wird größer, das zweite Gel muss am Verpflegungsstand bei km 15 dran glauben. Ich kann nochmal auf rund 5:20 kommen, muss dann aber abreissen lassen und entschließe mich, es auch nicht mit der Brechstange zu versuchen und laufe die nächsten 3 km mit 5:40 im Schnitt. Kilometer 19: Der Südsee ist geschafft, am Messegelände vorbei, führt der Kurs durch den Bürgerpark Richtung Innenstadt mit dem Ausgangspunkt Kohlmarkt als Ziel. Mir wird klar, dass es mit den erhofften 1:59:59 oder schneller klappen wird. Ich freue mich, will jetzt aber auch, dass es zu Ende ist. Die letzten Kilometer werden wirklich zäh: Bis auf 6:00 fällt das Tempo. Auf dem allerletzten km kann ich noch ein paar Körner draufpacken und beiße die Zähne zusammen: 5:24 sagt die Uhr. Der Kohlmarkt naht, nur noch wenige hundert Meter. Es reicht sogar noch für einen Spurt zum Schluss. ES IST GESCHAFFT!

Mit einer Zeit von 1:53:16 komme ich als 360. von 738 Startern ins Ziel. Einfach super, ich bin happy und auch ein wenig stolz. Die Achillessehnen schmerzen etwas, aber alles im Rahmen. Dass dies nicht der letzte Halbmarathon für mich war, ist klar. Spätestens am 09.04.2017 in Hannover (da bin ich schon gemeldet) wird wiederholt. Eventuell ziehe ich die Wiederholung auch schon vor und starte beim Elm-Advents-Halbmarathon noch in diesem Jahr. Zusammen mit der Braunschweiger Veranstaltung gibt es da einen Marathoncup, bei dem die Startzeiten der beiden Läufe addiert werden. Finde ich nicht uninteressant, mal schauen wie es jetzt mit der Regeneration läuft. Vor Donnerstag werden die Laufschuhe auf jeden Fall nicht angefasst. :)

Ach ja, eine letzte Randnotiz: Auf Musik habe ich fast die komplette Strecke verzichtet. Mag daran liegen, dass ich die Playlist schon zu oft gehört habe, es lief aber auch ohne Sound erstaunlich gut und es tat tatsächlich sehr gut sich selbst zu hören. Für mich etwas überraschend, fehlte mir trotzdem nichts.

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