In den Tagen nach meinem ersten Halbmarathon war die Euphorie noch riesig: Zwar hatten mir die 21,1 km eine gereizte Achillessehne am linken Fuß beschert, aber schon nach 4 Tagen Schonung waren alle Beschwerden scheinbar wie weggeblasen. Neue Ziele mit dem Elm-Adventshalbmarathon am 07.12. wurden ins Auge gefasst. Laufreisen (wollte ich immer schon mal machen) wurden gegoogelt, um ein Haar hätte ich für den Polar Night Halfmarathon Anfang Januar in Tromsö gemeldet. Permanentes Rechnen auf wie viele Jahreskilometer ich es denn wohl schaffen würde. Was ich damals noch nicht wusste: Es sollten nur ganze 7 Läufe im ganzen restlichen Jahr 2016 hinzukommen. Die beleidigte Sehne war leider viel beleidigter als erhofft. :(
Hinterher ist man immer schlauer: Rückblickend muss ich sagen, dass ich die Belastung des Rennens und den Regenerationsbedarf meines Körpers einfach unterschätzt und meine Leistungsfähigkeit überschätzt habe. Anstatt erstmal 2 Wochen nichts zu machen (zumindest nicht zu laufen), die Wunden zu lecken und die olle Sehne zu dehnen, lief ich nach fünf Tagen wieder los. Das fühlte sich zunächst sogar noch gut an. Unbesiegbarkeit lag in der Luft: schon zwei Tage nach dem Wiedereinstieg später sollte ein erster langer Lauf folgen. Die nächsten Ziele wollten doch erreicht werden. Doch wollte die Sehne absolut nicht mehr mitmachen, gleich zu Anfang ein komisches Gefühl, regelrechtes Knirschen ab Kilometer 8, Schluss nach gut 11 Kilometern. Die Sehne tat derart weh, dass ich kaum die Treppe herunterkam. Schluss für die nächsten 2 Wochen mit einer kompletten Laufpause, exzentrischem Training an der Treppenstufe soweit es möglich war und Voltarenpflastern. Nach den zwei Wochen und einer deutlichen Besserung an der Sehne startete ich mit zwei langsamen und kurzen Testläufen (dazwischen drei Tage Pause), die signalisierten: Es wird besser, aber mach langsam. Nach weiteren drei Tagen Pause und weiterer gefühlter Besserung wollte ich mich beim nächsten Lauf eigentlich offiziell von den Achillessehenbeschwerden verabschieden.
Auch da kam es blöderweise anders als gedacht, statt der Sehne hinten, hatte ich nach dem Lauf ebenfalls am linken Fuß Schmerzen auf dem Spann vom Sprunggelenk in Richtung Zehen, und das beim jedem Schritt. Ich war frustriert und zwar richtig! Wieder Pause, diesmal aber komplett komplett ohne jeglichen Sport. Die Beschwerden ließen auch in den nächsten Tagen nicht nach, sodass ich mich erstmals beim Arzt blicken ließ. Da ich seit Ewigkeiten nicht beim Orthopäden war, führte der Weg zu meiner Hausärztin, die mich mit Verdacht auf einen Mittelfußbruch zum Röntgen schickte. Bitte was? Na gut, ein Termin war zum Glück schnell zu bekommen, auch der Bericht lag gleich nach dem Röntgentermin vor. Soweit zu erkennen war zum Glück nichts gebrochen. Puh, Erleichterung. Da die Beschwerden auf dem Spann trotzdem weiter bestanden, überwies mich die Hausärztin zum Orthopäden. Da war ich ja seit Ewigkeiten nicht.
Eine weitere Woche sollte bis zum Termin beim Orthopäden verstreichen, mittlerweile hatten wir schon Mitte Dezember. Dann wurde es langsam aber sicher plötzlich besser, aus Schmerzen bei jedem Schritt wurde ein Ziehen. Ab und zu konnte ich auch in Ruhe spüren, wie da etwas im Fuß 'arbeitet'. Vor dem Arzttermin musste ich noch einen kurzen Testlauf machen, um zu sehen, wie es dem Fuß unter vorsichtiger Belastung geht. Doch immer noch nicht schmerzfrei. Die Untersuchung beim Orthopäden war dann eher enttäuschend. Eine kurze Anhörung mit Untersuchung des Fußes im Sitzen und ein Blick auf die mitgebrachten Röntgenbilder reichten für die Diagnose 'Sehnenreizung'. Ich bekam einen Zink-Leim-Verband verpasst und weitere zwei Wochen Schonung verordnet. Wenn es dann nicht besser sein sollte, sollte noch ein MRT folgen.
Die Feiertage flogen vorüber, Weihnachten, Silvester, Neujahr. Mit dem Zink-Leim-Verband war ich vorübergehend komplett schmerzfrei, gelaufen bin ich damit natürlich nicht. Nach ein paar Tagen habe ich mir selbst das Zink-Leim-Verband-Zubehör in der Apotheke besorgt. Auch mein Eigenbau brachte wieder Schmerzfreiheit.
Anfang Januar fühlte ich die Sehne noch, Schmerzen waren das aber nicht mehr. Nach drei Wochen ohne Sport plus der Völlerei über Weihnachten sollte es dann endlich auch wieder losgehen. Der erste, kurze und langsame Lauf des Jahres war dann eigentlich ganz in Ordnung: Beim Laufen war fast nichts im linken Fuß zu spüren. Hinterher aber dann doch wieder ein Ziehen, ich wurde unsicher. Also doch ab zum MRT, auch diesmal lautete die Verdachtsdiagnose auf der Überweisung 'Mittelfußbruch'. Bitte was? Na gut, Augen zu und durch. Ein Termin war kurzfristig möglich und schon am Tag nach der Untersuchung kam der Anruf aus der Orthopädiepraxis: Wieder die Achillessehne, weiter schonen ansonsten könnte man noch Einlagen verschreiben. Wenn es nicht besser wird wieder in der Praxis vorstellen. Zum Glück habe ich mir den Bericht auch nach Hause schicken lassen, so erfuhr ich dann von den Details: Tendinitis der (intakten) Achillessehne plus einer Schleimbeutelentzündung unter der Achillessehne (Bursitis subachillea), ansonsten alles heile.
Jetzt laufe ich endlich wieder regelmäßig. Beschwerden treten in Form eines Ziehens immer noch auf, allerdings nur unmittelbar am Tag des Laufes. Schmerzen beim Laufen habe ich *gottseidank* nicht. Auf die Einlagen habe ich bis heute verzichtet. Da liest man ja auch so einiges, positiv wie negativ. Ich werde es erstmal ohne versuchen. Nach und nach versuche ich jetzt vorsichtig die Belastung beim Laufen zu steigern. Nebenbei habe ich begonnen einmal die Woche zu Schwimmen, malträtiere meinen Crosstrainer und übe täglich auf dem Wackelbrett. Vor dem Halbmarathon bin ich ausschließlich drei- bis viermal in der Woche gelaufen.
Dinge, die ich aus der Verletzungsmisere gelernt habe:
1. Wenn du glaubst, dass du genug regeneriert hast, häng noch ein paar Tage dran.
2. Exzentrisches Training hilft bei Achillessehnenbeschwerden enorm, muss aber konsequent durchgeführt werden.
3. Auch bei Verletzungen kann Bewegung richtig sein, solange schmerzfrei schonend trainiert werden kann.
4. So ein Zink-Leim-Verband kühlt hervorragend und ist gut geeignet, um ein Gelenk zu stabilisieren. Gleichzeitig erhält erbh die Beweglichkeit.
5. Wenn du denkst, du hast die Verletzung überstanden, warte noch eine Woche ab.
6. 'Nur' Laufen ohne alternative Bewegungsformen / Training ist nicht optimal.
7. Hast du was an der Sehne, habe Geduld. Es dauert halt einfach.
So, das war entsetzlich lang, hatte sich ja auch einiges aufgestaut. Ab sofort wird es hoffentlich wieder regelmäßiger Beiträge geben. :)
So, das war entsetzlich lang, hatte sich ja auch einiges aufgestaut. Ab sofort wird es hoffentlich wieder regelmäßiger Beiträge geben. :)